Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag
Alles Gute zum 75. Geburtstag und Danke an alle in unserer Sport-Club-Familie für ihren – in dieser mitreißenden und spannenden Zeit – Mut, Fleiß, Tatendrang und Eifer, ihre Kraft, Begeisterung, Zeit, Ideen, Geselligkeit, Hingabe, Freude, klugen Entscheidungen, Erfolge und natürlich Danke für ihr ehrenamtliches Engagement. Im Rückblick auf 75 Jahre SCR und der stetigen Entwicklung in dieser Zeit wird deutlich, dass alle verantwortlichen und handelnden Personen immer auf die sich verändernden Rahmenbedingungen unseres kleinen Dorfvereins mit entsprechendem Einsatz, Weitblick und Geschick richtig reagiert haben.
Die Nachkriegszeit nach dem Frühjahr 1945 ähnelte den letzten Kriegsjahren und es herrschte bei den meisten Menschen Not und Hunger. Fast jede Familie hatte den Verlust eines engeren Familienmitglieds zu betrauern, dies bedeutete beispielsweise, dass zweieinhalb Millionen Kinder (ein Viertel aller Kinder in Deutschland) nur noch ein Elternteil hatten. Die größten Herausforderungen der damaligen Zeit waren u. a. die Besorgung der täglichen Nahrung und ein Dach über dem Kopf zu finden.
Der Beginn des „organisierten“ Fußballspielens in Rupprechtstegen keimte aber bereits im Herbst 1945 auf. Viele Flüchtlinge aus den besetzten ehemals deutschen Gebieten, Evakuierte und Vertriebene waren zusammen mit Einheimischen die Initiatoren der Vereinsgründung des Sport-Clubs am 26.02.1946 beim Zitzmann. Als Spielfeld für den Fußball diente anfänglich der Ladehuuf, die Loos’n Wies’n direkt an der Pegnitz und dann der Lindenhuuf. Die Fahrten zu den Punktspielen erfolgten mit dem „Holzvergaser“ der Bleistiftfabrik König aus Enzendorf auf einem offenen Lastwagen, oder dem Bulldog mit Anhänger aus Münzinghof und später dann mit der Bundesbahn; natürlich auf eigene Kosten. Die sehr schwierigen und entbehrungsreichen Anfangsjahre waren trotz einiger Vereinskrisen, dennoch oft erfüllt von fröhlichen gemeinsamen Unternehmungen und Veranstaltungen. Es waren aus heutiger Sicht kaum mehr vorstellbare und schwierige Zeiten. Eine Ausrüstung für die Spieler fehlte komplett und Bälle waren Mangelware und kaum zu beschaffen. Die damalige Zigarettenwährung ermöglichte aber, dem einen oder anderen Spieler sich doch ein paar Fußballschuhe zu organisieren. In dieser Zeit ist das uneigennützige Engagement von Hans Weber zu würdigen, der oftmals als rettender Engel bei der Reparatur von Schuhen und Bällen auftrat. Dafür bekam er von einem Spieler, der damals für seine derben Sprüche bekannt war, den Namen Schlappendrossler verliehen. Überhaupt war die Werkstatt vom „Webers Onkel“ nahezu täglicher Treffpunkt der Robberdstenger Fußballer. In die Zeit der Vereinsgründung des Sport-Clubs vielen u.a. auch Vereinsgründungen der Fußballvereine Alfalter, Förrenbach, Hartenstein, Neuhaus/Rothenbruck und Offenhausen. Die Wettspiele gegen diese Vereine, damals echte Lokalkämpfe, gingen eigentlich selten ohne leidenschaftliche Beteiligung der Zuschauer zu Ende. Schlimm erwischte es manchen Schiedsrichter, der meistens aus dem platzstellenden Verein kam und nach heutigem Standard, wenig ausgebildet bzw. qualifiziert war. Bei den meisten Vereinen fehlte in der damaligen Zeit natürlich eine Infrastruktur und es gab meistens nur ein notdürftig hergerichtetes Spielfeld, welches nach heutigen Maßstäben sicherlich nicht zugelassen werden würde. Umkleide- und Waschräume, oder gar Vereinsheime waren nicht vorhanden. Meist wurden entsprechende Räume der jeweiligen Vereinsgaststätte genutzt und die Plätze wiesen besonders in den Wintermonaten Zustände auf, die heutzutage als unbespielbar gelten würden.
Einige Altvorderen erinnern sich noch heute an eine Schlammschlacht in Förrenbach, bei der nach dem Spiel die Akteure durch den neben dem Spielfeld fließenden Bach liefen, um zumindest den größten Schlamm von Körper und Kleidung zu spülen. Im Spiel selbst nutzte ein raffinierter Verteidiger des SCR die schlechten Bodenverhältnisse, indem er absichtlich in den Schlamm hüpfte und so dem Angreifer die Sicht nahm. Manches Heimspiel auf dem Lindenhuuf musste wegen zu hohem Schnee abgesagt werden. Das Holzbalkentor konnte auf der östlichen Spielhälfte am Lindenhuuf nicht tief genug eingegraben werden und auch eine durchgeführte Sprengung brachte hier kein besseres Ergebnis. Die Vorbereitung des Sprengloches mit Meißel und Schlegel hinterließ auch Jahre danach, noch sichtbare Spuren auf dem Handrücken des Meiselhalters. Bedenklich wackelten Torpfosten und Latte und konnten erst nach Abstützung durch ein Ballfangnetz einigermaßen an Stabilität gewinnen. Aus heutiger Sicht war damals vieles unzulänglich und äußerst primitiv, es wurde sehr oft improvisiert, um wenigstens das Mindeste halbwegs am Laufen zu halten.
Zuviel ist schon in Vergessenheit geraten, im Verlauf der letzten Jahrzehnte. Bruchstückhafte Erinnerungen an Ereignisse, Namen und Personen, sowie Geschichten und Episoden tauchen dennoch hin und wieder aus der Erinnerung auf und bei den Erzählern und auch Zuhörer huscht dann hin und wieder ein Lächeln über das Gesicht.
Jede Zeit hat ihre Herausforderungen und viele prägende Ereignisse in unserem Leben wie, der erste Schultag, das erste Mal verliebt sein und der erste Kuss, das erste eigene Fahrrad, Mofa, Moped oder Auto, gehören zum Erwachsenwerden. Aktuell haben auch wir eine Zeit mit sehr ungewohnten Herausforderungen. Geschlossene Kitas und Schulen, unsere Kinder und Jugendlichen dürfen sich mit ihren Freund*innen nicht treffen und der Sport und hier speziell unser geliebter Amateurfußball ruht. Das gebührende Feiern von Geburtstagen oder anderer Jubiläen im Kreise der Familie, gehören derzeit zu den Dingen, die man wohl mit am meisten vermisst. Ich hoffe die Wochen der letzten Adventszeit, der Weihnacht und des Jahreswechsels, so wie wir ihn nun erleben haben müssen, bleibt eine einmalige Sache. Ob der Ball auf unseren Sportplätzen in den nächsten Wochen vor Ostern im Rahmen von Trainingseinheiten oder gar Testspielen anlaufen wird, bezweifle ich. Auch wenn der DFB-Präsident Fritz Keller und BFV-Präsident Rainer Koch sich aktuell in einem offenen Brief „Fußball ist mehr als der Lizenzfußball oder die Nationalmannschaft“ an die Vereine wendet, um mit kleinen Schritten in die richtige Richtung zu kommen – nämlich zurück auf unsere Fußballplätze.
In Sinne von „.. früher war mehr Lametta und früher war nicht alles besser, denn wir waren jünger und uns war manches nur egal, aber Hausarrest war das Allerschlimmste ..“ alles erdenklich Gute für die Zukunft.
Ihr Detlef SEIDLER